Amerikaner schimpfen ja gerne über Europäer und insbesondere Deutsche, was die Indizierung von Computer- und Videospielen angeht. Von Zensur ist da schnell die Rede und manchmal auch von Bücherverbrennung.

Ah, Bücher. Gutes Stichwort. Da gab es doch vom 23. bis 30. September 2006 die Woche des verbotenen Buches. Der Verband der amerikanischen Büchereien gab zu diesem Anlass eine Liste von Titeln heraus, die auf Antrag einzelner Personen aus öffentlichen oder Schulbüchereien entfernt wurden. Kostprobe gefällig?

– The Adventures of Huckleberry Finn
– Anne Frank: The Diary of a Young Girl
– The Catcher in the Rye
– Garfield: His Nine Lives
– Harry Potter (alle Teile)
– Little Red Riding Hood
– Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary
– To Kill a Mockingbird

Nun mag sich der geneigte Leser über den Geisteszustand der Antragsteller wundern. Garfield? Das Tagebuch der Anne Frank? Rotkäppchen? Wie so oft hilft die noch immer kostenlose Zeitungswochenendbeilage Parade weiter. The Adventures of Huckleberry Finn verwende wie To Kill a Mockingbird rassistische Begriffe – tja, liebe Amerikaner, so waren eure Landsleute möglicherweise vor ein paar Jahrzehnten drauf. Harry Potter sei okkult belastet, The Catcher in the Rye, Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary und Garfield: His Nine Lives enthielten angeblich anstößige Formulierungen – immerhin wurde Garfield nur aus den Kinderabteilungen der Büchereien entfernt. Anne Frank: The Diary of a Young Girl sei “sexually explicit”, da fällt mir kein Kommentar ein.

Mein persönlicher Favorit: Little Red Riding Hood, weil in Rotkäppchens Korb eine Flasche Wein für die Großmutter liege. Ein schwacher Lichtstreif am Horizont: Seit 1990 wurden solche Entscheidungen über 8.7000 Mal angefochten, darunter Bücher wie Freakonomics, Fahrenheit 451 und die Bibel. Allerdings nicht immer erfolgreich.

Comments

4 Responses to “Flamme empor!”

  1. Klopfer on January 21st, 2007 18:53

    Die unzensierte Version vom Tagebuch der Anne Frank (bei uns so erst vor einigen Jahren veröffentlicht) hat tatsächlich so einige Stellen, bei denen sie die Erkundung ihres eigenen Körpers beschreibt.

  2. Tom on January 21st, 2007 23:54

    Versuche, die Bibel zu indizieren, gibt’s auch hierzulande.
    Die Inhalte sind aber auch wirklich hin und wieder geeignet, die handelsübliche Amiseele zu erschüttern.
    Beispiele? Guckstu hier:
    http://www.thebricktestament.com

  3. Duncan_Idaho on January 22nd, 2007 3:49

    Manchmal läuft die BPjS bei uns ja schon Amok…. aber teilweise indiziert sie ja auch wirklich Machwerke die es wirklich verdient haben….. Da ist unsere Behörde teilweise recht zahm gegen das was in den USA manchmal abgeht.

  4. Tom on January 22nd, 2007 7:32

    Nur das, es dabei meines Wissens nach um einzelne Bibliotheken geht, deren Bibliothekare den Wünschen von Eltern vor Ort entsprochen haben – und keine landesweite Liste mit Gesetzeskraft.

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