Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) befürwortet den Bau weiterer Moscheen in Deutschland. Die muslimischen Zuwanderer müssten in die deutsche Gesellschaft integriert werden, das Modell eines multikulturellen Nebeneinanders sei gescheitert, sagte Rüttgers am Donnerstag in Düsseldorf. Zur Integration gehöre auch der Bau von Moscheen mit einer “ordentlichen Architektur”.

Der Ministerpräsident lobte das Vorgehen beim aktuellen Moscheebau im Duisburger Stadtteil Marxloh, in dem viele Muslime wohnen. Die große Akzeptanz der Bevölkerung für das repräsentative islamische Gotteshaus sei auch auf einen frühzeitigen und intensiven Dialog über das Vorhaben zurückzuführen, sagte er vor Journalisten kirchlicher Medien. Zur geplanten Großmoschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, die heftig umstritten ist, äußerte er sich nicht näher.

Zugleich plädierte er für die Entwicklung eines “deutschen oder europäischen Islams”, damit hierzulande nicht “eine ähnliche Situation entsteht wie in den Vorstädten von Paris”. Dazu sei auch islamischer Religionsunterricht an den Schulen nötig. Rüttgers appellierte an die Kirche, an der Entwicklung von Modellen mitzuwirken.

(Quelle: epd)

Was ich persönlich nicht kapiere: Da das Nebeneinander gescheitert sei, müsse nun integriert werden – und deshalb werden Moscheen gebaut? Ist nicht gerade das ein multikulturelles Nebeneinanderleben? Und ein “deutscher oder europäischer Islam” – wovon träumt Herr Rüttgers denn nachts? Wird es obendrein nicht mal Zeit, dass die CDU sich umbenennt oder mal erklärt, was das “Christlich” im Parteinamen bedeutet?

Bonus-Fragen: Was sagt der Koran zum Thema Integration? Wie frei dürfen Christen im Europa-Kandidat Türkei ihrem Glauben nachgehen und gar anerkannte Gotteshäuser bauen?

Comments

14 Responses to “Integration oder Nebeneinander?”

  1. Thomas W. on November 27th, 2007 1:59

    Der große Fehler wurde begangen als man dem Ruf der Industrie nach mehr billigen, unqualifizierten Arbeitskräften folgte und vor 40 Jahren Menschen aus einem ganz anderen Kulturkreis hier her holte. Jetzt sind sie hier und man kann ihnen wohl kaum verweigern, ihren Glauben zu leben. Was soll man denn machen?

    Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate sind da konsequenter, insbesondere auch was die Gastarbeiter aus anderen muslimischen Staaten betrifft: In Dubai erwirbt man keine Rechte, auch nach vielen Jahren Arbeit dort nicht, und Pakistaner oder Indonesier können von Familiennachzug nur träumen. Sobald die Baustelle fertig gestellt ist, folgt im Zweifelsfall die Abschiebung. Auch kein Ideal, aber konsequent. Nur hätte man das vor 40 Jahren tun sollen.

  2. tom on November 27th, 2007 2:34

    Oha, nun geht’s ja wieder los…

  3. Thomas W. on November 27th, 2007 2:52

    Noch als Ergänzung: Letzlich ist es offenbar auch ein Schichtproblem. Denn bei den gebildeten Türken in Istanbul kann man nur schwer einen Unterschied zu den Westeuropäern erkennen – ausser dass man sich in diesen Kreisen in Istanbul schicker anzieht.

  4. Thomas W. on November 27th, 2007 5:00

    Deutschland: fast 4% der Bevölkerung sind Moslems, bei den in 2004 geborenen Kindern sind dies über 9%

    USA: 0,5% Moslems

    Im Sinne einer freien Religionsausübung kann man da in D-land nichts anderes tun, als den Moscheebau zu ermöglichen. Oder man ändert das Grundgesetz bzw. verbietet gleich alle Religionsgemeinschaften. Gilt übrigens auch für den Muezzin-Ruf: wie kann man auf Dauer an den Kirchenglocken festhalten, aber den Muezzin-Ruf untersagen? Das alles hätte man sich früher überlegen sollen, nun ist es zu spät. Das ist halt der Preis für die Gier der Industrie nach billigen Arbeitskräften (die dann nur wenige Jahre benötigt wurden) und dafür, dass die Politik vor 40 Jahren dem blind gefolgt ist. Heute machen die Politiker ja Gott sei Dank nicht mehr alles, was die Wirtschaft von ihnen fordert, oder? Menschen sind keine Dinge.

  5. Christoph on November 27th, 2007 6:47

    Ich wollt’s grad auch fragen: Bist Du *gegen* die Erlaubnis, hier Moscheen zu bauen? Doch wohl nicht. Ob man’s mag oder nicht, es wird keine akzeptable Argumentation dagegen geben, jeder Religionsgemeinschaft ihre Gotteshäuser zu ermöglichen.

  6. ro on November 27th, 2007 9:36

    Ich glaube, man war vor 40 Jahren noch viel, viel blauäugiger als heute. Dazu kommt, dass ja viele westliche Kulturen im Zuge der 60er, 70er Jahre etliche Werte stark relativiert haben – anders als die Werte der Zugereisten, die dagegen wie eherne Bollwerke erscheinen. Ich bekomme das Zitat nicht mehr ganz hin, aber hieß es nicht: “Vor einem starken Islam habe ich keine Angst, Sorge macht mir nur das schwache Christentum”?

  7. Traveller on November 28th, 2007 1:36

    Die Logik von Rüttgers ist wirklich etwas seltsam. Ob es allerdings sinnvoll ist, das “C” im Parteinahmen einzufordern, wenn eine Mehrheit der Deutschen mit vielen christlichen Werten nicht mehr allzuviel anfangen kann, weiß ich nicht so recht. Klar haben wir ein Integrationsproblem, dem man aber nicht Herr wird, indem man die Unterschiede am Glauben allein festmacht. Von daher finde ich die Hauptaussage von Rüttgers gar nicht so verkehrt. Und erstaunlich realistisch, denn was ist denn die Alternative? Moscheen verbieten? Alle Türken zum konvertieren bringen? Alle Moslems rausschmeißen?

  8. Andrea Vitali on November 28th, 2007 4:00

    Es erinnert mich an einer wahren Geschichte: der Emir (oder Scheich) von Makkah fragte Mussolini in 1938 (?) eine Moschee in Rom aufbauen zu dürfen. Mussolini akzeptierte, aber nur unter der Bedingung: eine Kirche in Makkah bauen zu dürfen. Es entstand keine Kirche in Makkah, aber auch keine Moschee in Rom, zumindest nicht währen der Mussolinizeit.

  9. ro on November 28th, 2007 9:54

    Mein Vorschlag würde ähnlich klingen: Für jeden großen Moschee-Neubau in Deutschland wird eine christliche Kirche in der Türkei oder einem anderen Land gebaut, das maßgeblich am deutschen Bau beteiligt ist.

  10. Andrea Vitali on November 28th, 2007 11:07

    In Istanbul in der Haupteinkaufstraße gibt eine Catholische Kirche, diean Sankt Antonius aus Padova gewidmet ist. Dazu habe ich eine Grichisch Ortodokse Kirche irgendwo anders nicht weit von der Stadtmitte dort gesehen. Die Hagia Sofia war eine Kirche und wurde unter den Ottomanen in eine Moschee umgewandelt.
    In Antalya habe ich KEINE Kirche bewußt gesehen
    In Ryadh (Saudi Arabia) oder in Abu Dhabi (UAE) sind mir KEINE Kirchen bekannt.

  11. Claus on November 30th, 2007 8:01

    Schlimmer noch ist, dass Kirchen in der Türkei schon schwierigkeiten bekommen, wenn sie bloß ihre bestehenden Räume renovieren wollen.
    Und wenn dann wie jetzt in Köln die türkische Religiionsbehörde den Bau einer representativen Moschee vorantreibt, dann entbehrt das schon nicht einer gewissen Geschmackslosigkeit.

    Das Islam ist Frieden-(Entschuldigung)Geschwafel mag ich erst Recht nicht mehr hören. Wenn da jetzt wieder eine Lehrer Peitschenhiebe angedroht werden, weil ein Stoffbär den Namen Mohammed erhält, dann frage ich mich, wo ist da eigentlich der Friedenswille unserer mit allen Rechten (inkl. der Meinungsfreiheit) ausgestatteten Moslems? Denen würde ich ihren Integrationswillen und auch ihre angebliche Grundgesetztreue wesentlich eher mal abnehmen, wenn nach solch einer Meldung aus einem der islamischen Kernländer in einer großen deutschen Tageszeitung mal eine ganzseitige Anzeige geschaltet würde, wo sich alles deutsch-islamische von Rang und Namen (Frauen daher wohl eher nicht) mal öffentlich gegen solche Praktiken aussprechen würden.

    Aber wie wir sehen, sehen wir nichts.

  12. Andrea on December 3rd, 2007 5:09

    2 Probleme:
    – es gibt für Islam keine Zentrale Autorität, wie für den Christentum die Kirche in Rom
    – sind nur ein Paar fanatiker die die Probleme verursachen: in jedem Land habe ich immer nur mit vernünftigen Leute zu tun gehabt
    – die Staaten selber dürfen nicht zu weich werden (die Geschichte vom Scha von Persien docet)

    ok, dann waren 3 die Probleme

  13. Jens on December 3rd, 2007 6:00

    Also, ich finde ja, daß das ne ganze Menge Fanatiker sind, und anscheinend werden es immer mehr, die sich instumenalisieren lassen. Ich jedenfalls würde in Sudan weder Urlaub machen wollen noch arbeiten…

  14. Andrea on December 4th, 2007 8:02

    …ich war auch nie in Sudan oder Afrika im allgemein. In Afrika treten andere Sitten und andere Kultureigenschaften die in den Arabischen Länder selbst nicht zu finden sind.

    Dazu dürfen wir nicht von jedem Graß ein Bündel machen: es gibt auch unter den Araber in Arabia verschiedene Gattungen und Glaubensrichtungen: man kann schließlich nicht sagen, daß Kalvinisten den Katholiken gleich sind… oder?

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