Als Auslandskorrespondent landen meine Honorare auf einem deutschen Eurokonto, von dem ich bei einer Partnerbank hier in den USA gebührenfrei Dollars abheben kann. Soweit, so gut. Doch was mir in den letzten beiden Monaten passiert ist, macht mich, vorsichtig ausgedrückt, extrem wütend.

Da zum Monatsersten der Mietscheck unter der Tür des Apartment Managers durchgeschoben werden will, heißt es: Rechtzeitig Geld holen, damit der Scheck nicht platzt. Auf den Anachronismus dieser Methode gehe ich mal besser nicht ein. Jedenfalls wirkte der Geldautomat Anfang Januar minutenlang, um mir dann mitzuteilen, dass die Transaktion nicht durchgeführt werden könne. Weitere Abhebeversuche schlugen fehl, wenige Tage wurden meinem deutschen Konto 1000 Dollar belastet, die ich nie erhalten hatte.

Nach einer kurzen Mail an meine Bank wurde das Problem aus der Welt geräumt, mein Scheck schlug etwa eine Woche zu spät beim Apartment Manager auf, der mich schon telefonisch zu packen versuchte. Letzte Woche wieder ein Gang zur Bank: Erneut wirkte der Automat länger als gewohnt, um dann mit einem knallroten Bildschirm abzustürzen. Der Nachbarautomat meinte nur lakonisch: “Insufficient funds”.

Diesen Spruch lese ich bis heute. Rückfragen an meine deutsche Bank ergaben, dass erneut 1000 Dollar abgebucht worden sind – einmal mehr habe ich diese jedoch nicht erhalten. Bei einem Besuch der amerikanischen Bank meldeten mir die Angestellten, dass sie keinen Zugriff auf die Geldautomat-Logbücher hätten und dass ich dazu doch besser meine Bank in Deutschland befragen solle. Sie können nur eigenen Kunden Geld gutschreiben.

Da ich allerdings diesen Monat mutig war und einen ungedeckten Scheck unter der Tür des Apartment Managers durchgeschoben hatte, ist Warten eine denkbar schlechte Alternative. Umso mehr, da heute früh ein Zahlungsbeleg unter meiner Tür durchgeschoben wurde: Heute abend schon kann die Hausverwaltungsgesellschaft die Mietschecks einlösen. Was mache ich in meiner Not? Ich besorge mir Bargeld über meine Kreditkarte. Klar, dass ich auf den entstehenden Gebühren und Zinsen sitzen bleibe. Klar, dass mich fehlgesteuerte Geldautomaten im 21. Jahrhundert extrem wütend machen.

Update: Es scheint, als hätte der US-Bankangestelle die Wahrheit gesprochen – alle drei Tage führt der Geldautomat eine Art Reset durch. Und merkt, was für einen Unsinn er verzapft hat, denn prompt erscheinen die fehlgebuchten Euro wieder als vorgemerkte Transaktion auf meinem deutschen Konto.

Comments

8 Responses to “Bankenkrise”

  1. Player1 on February 10th, 2009 1:48

    Dazu fallen mir unbekannterweise spontan zwei Dinge ein:

    1. Richtig schlimm wird’s erst, wenn irgendwann die momentan scheinbar noch vorhandenen menschlichen Ansprechpartner bei den Banken auch noch weggespart werden. Dann ist das Geld mal einfach so weg…

    2. Vielleicht ein wenig unverschämt, da wir uns überhaupt nicht kennen, aber: Wenn Monat für Monat mein Kontostand durch einen $1000-Scheck in ernste Gefahr geriete, würde ich mir, glaube ich, ernsthafte Sorgen machen, ob der bestimmt spannende Job als Auslandskorrespondent das alles Wert ist.

  2. ro on February 10th, 2009 3:24

    zu 1.: bei der amerikanischen Bank kann in der Filiale schon niemand mehr etwas zum Geldautomaten sagen. Es gibt statt eines Logbuchs nur noch einen Ausdruck mit einer Zahl, die aber nichts über die Transaktion aussagt. Ich bin also auf meine Bank in Deutschland angewiesen.

    zu 2.: Das ist prinzipiell richtig. Allerdings war das erst in den letzten beiden Monaten der Fall.

  3. prisca on February 10th, 2009 4:10

    na zum glueck fliegst du ja bald nach deutschland. da kannst du das thema ja mal bei deiner bank ansprechen … die koennten sich ja mal kulant/spendabel zeigen und dir pro monat 1 kostenlose auslandsueberweisung zugestehen … hi hi ….

  4. Glasken on February 10th, 2009 5:43

    Das mit den amerikanischen Zahlungs- und Kontogewohnheiten ist in der Tat etwas sonderbar. Gibts da nicht sowas wie überweisung und Dauerauftrag?

  5. DraMatick on February 10th, 2009 6:53

    @Glasken:

    Nein, deshalb freuten die sich ja auch alle über PayPal.

  6. Thomas W. on February 10th, 2009 10:33

    Offenbar hat sich seit meinem Studienjahr in New York im amerikanischen Bankenwesen nichts berauschendes getan. Noch immer muss man offenbar für Strom, Telefon, Miete etc. monatlich jeweils einen Scheck ausschreiben. Ich erinnere mich noch an Telefonrechnungen mit Zahlungszeitraum binnen einer Woche und ansonsten angedrohter Telefonsperre. Hat mir mal nach 10 Tagen Kalifonien Ärger mit meiner Telefongesellschaft beschert, da ich die Rechnung erst nach Rückkehr in Händen hielt. Aber welcher Ami macht schon eine Woche am Stück Urlaub… Und Angestellte erhielten damals in der Regel ihren Gehaltsscheck teils wöchentlich direkt vom Arbeitgeber. überweisungen? Häh? Daueraufträge? Was ist denn das? Abbuchungen vom Konto durch die Telefongesellschaft? Das ist doch kommunistisches Teufelszeug!

  7. ro on February 10th, 2009 10:57

    Thomas hat schon die meisten Dinge geschrieben, die ich hinzufügen wollte. Noch ein Beispiel: Wenn ich meiner Schwester an der Ostküste Geld überweisen will, dann stellt meine Bank intern ihrer Bank einen Scheck aus, schickt den per Post dorthin und ihre Bank löst dann den Scheck ein. Jedenfalls wurde mir das so mal von jemandem erklärt.

    Prisca, meine Bank ist da ziemlich hilflos – die haben keinen Einfluss auf einen amerikanischen Geldautomaten. Sind auch sonst eher hilflos, diese Mail bekam ich heute zurück:

    : Hallo herr Austinat,
    :
    : bitte geben Sie mir eine Tel. von Ihnen
    : das ist einfacher die Sache zu klären.
    : Ich rufe Sie dann zurück

    Und dabei handelt es sich um eine Filiale in München, Abteilung Bayern-Abi.

  8. prisca on February 10th, 2009 13:03

    @ thomas: das ist in australien aehnlich. ich zahl hier meine miete woechentlich, cash! wird dann gleich in groceries umgesetzt. aber da die miete alle nebenkosten enthaelt und ich keinen festnetzanschluss habe, muss ich mich sonst mit niemandem rumschlagen.

    ansonsten laeuft der ‘dauerauftrag’, wenn es ihn denn gibt und man ihn so nennen will, ueber monatlich, automatische abbuchungen von der kreditkarte.

    @ ro: ja, aber ich meinte doch … dass wenn du kostenlos geld von deinem deutschen konto aufs amerikanische ueberweisen koenntest … und dann vom amerikanischen abhebst, koennten die dir vor ort auch weiterhelfen, oder?! dann kannst du ja schliesslich auch einfach zum schalterbeamten gehen, um geld abzuheben?

    btw: meine ‘auslandsueberweisung’ funktioniert uebrigens aehnlich. ich hebe geld von meinem deutschen konto am automaten der australischen bank – kostenlos – ab … und wandere dann in die bank, um es dort auf mein australisches konto einzuzahlen.

    naja … so ‘war’ das mal. inzwischen ist kein geld mehr auf dem deutschen konto;-)

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