21. Jahrhundert? Wohl kaum, ein kostenloser Live-Stream der Euro 2008 ist nicht so einfach zu finden, selbst, wenn man im Internet-Mekka San Francisco wohnt. ARD und ZDF? Hah, nur innerhalb Deutschlands – da hilft selbst ein Proxy nichts. Nach diversen Suchen in den Untiefen des Netzes sehe ich die zweite Halbzeit Deutschland-Österreich jetzt über einen Live-Stream eines georgischen (!) Fernsehsenders, ein seltsam auf 16:9 gestauchtes 4:3-Bild. Immerhin ein bewegtes Bild.

Hat sich was mit Salmonellen in Tomaten und Reis-Engpässen: Schon seit dem 19. April versuche ich vergebens, im RiteAid meines Vertrauens Orangensaft käuflich zu erwerben. Seinerzeit war er im Angebot, knapp zwei Liter für sagenhafte drei Dollar. Leider auch ausverkauft. Zwar gab es in den letzten Wochen immer mal wieder den einen oder anderen Karton im Kühlregal, doch stets ohne Fruchtfleisch.

Knapp acht Wochen später weiß ich, dass bei RiteAid Dienstags und nur Dienstags neue Ware angeliefert wird. Doch selbst am Mittwoch ist die problemlos und restlos vergriffen. Im Inserat des vergangenen Sonntags: wohlschmeckende Kekse der Marke Pepperidge Farm, zwei Packungen im Angebot für fünf Dollar. Doch auch hier und heute: gähnende Leere im Regal. Vorletzte Woche schon das gleiche Spiel mit meinem Lieblingsmüsli, Special K in all seinen beerigen Varianten. Auch da wie bereits im April einen Rain Check mitgenommen, und, oh Wunder, heute eingelöst: vier mal zwei Packungen für fünf Dollar, wo sonst eine einzelne 4,79 Dollar kostet.

So beladen an die Kasse und von einer neuen Kassiererin bedient worden, die pflichtgemäß jede der acht Packungen einzeln scannte und den Preis anpasste. Zum finalen Einkaufsabschluss rief sie den Manager des Ladens, der nach der Freigabe des Rain Checks mein T-Shirt erblickte und sich über den “Ammo gone live!”-Aufdruck verwunderte. Meine Erklärung, dass es sich um ein Werbeshirt für das Xbox-Spiel “Oddworld: Stranger’s Wrath” handele, das leider nie den verdienten Erfolg gefundent habe, quitterte er mit großer Zustimmung: “Psychonauts” sei einer der absoluten Höhepunkte des Konsolenzeitalters gewesen. Das Spiel bräuchte dringend eine Fortsetzung, doch kreative, aber wenig erfolgreiche Spiele haben in der Hinsicht meistens Pech. Dem kann ich nun wirklich nicht widersprechen und schärfte dem Manager daher ein, sich unbedingt besagtes Oddworld-Spiel auf eBay zu organisieren. Er notierte sich den Titel auf einem Stück Kassenrollenpapier – und ich verließ den Laden zwar ohne Orangensaft, doch froh gestimmt, dass es noch Menschen gibt, die ein Herz für exzellente Spiele haben.

Die Game Developers Conference wirft ihre Schatten voraus: Am Freitag traf ich mich zum Lunch und anschließenden San-Francisco-Streifzug mit consol.at-Mastermind Michael Furtenbach. Möglich, weil sich die Stadt nach dem total verregneten Januar derzeit von ihrer sonnigen, wenngleich kühlen Seite zeigt. Winterwetter halt.

Zwischendrin gab’s sogar noch einen Cameo-Auftritt im aktuellen consol.at-Podcast, aufgenommen in meinem Wohn-/Arbeitszimmer – soviel Zeit muss sein.

Der nette ältere Herr mit der wild-grauen Mähne und den dicken Koteletten nimmt grinsend zwei Tische weiter Platz, wo seine weibliche Begleitung seit ein paar Minuten auf ihn wartet. “Die Leute haben mich auf dem Weg zur Toilette so seltsam angesehen”, sagt er. “Als wenn ich sie an irgendwen erinnern würde.”

Nicht ganz unbegründet. Der ältere Herr ist niemand anderes als Neil Young, den ich zuletzt am 5. Mai 2003 in der Münchener Philharmonie genießen durfte. Seine Begleitung? Tochter Amber. Auch die Youngs wissen schließlich, wo es das gesündeste Fast Food der Stadt gibt.

In Aufsehen erregenden, zähen Verhandlungen konnten Produzenten und Autoren dieser Webseite anlässlich des andauernden Autorenstreiks eine Sondervereinbarung treffen, die zur Ziehung des Kalendergewinners führte.

Für Interessierte: Aus 23 Teilnehmern wurden per Zufallsgenerator zehn vorläufige Gewinner bestimmt, unter denen dann per Zufallsgenerator ein endgültiger Sieger ausgelost wurde.

Über einen San-Francisco-Kalender darf sich Sven Stillich freuen, der gebeten wird, mir per E-Mail seine Postanschrift zukommen zu lassen. Allen anderen sei gesagt: Das war nicht das letzte Preisausschreiben.

Immer wieder gut: den Bankangestellten am Schalter freudig mit einem “Hey Yoshi!” begrüßen, um nach einem Blick auf dessen Visitenkarte festzustellen, dass er eigentlich Kirby heißt.

Sitze heute mit Freund Derrick beim Lunch in einem Sushi-Laden. Alles ziemlich voll, an unserem Tisch sind noch zwei Plätze frei. Artig fragen erst ein junger Mann, dann etwas später eine junge Frau, ob sie sich noch dazu setzen dürfen. Na klar, gar kein Problem.

Derrick und ich unterhalten uns angeregt über die Ereignisse der letzten Wochen, bis die Frau namens Lori mich fragt, ob sie einen französischen Akzent hören würde. Das hatte ich noch nicht, bislang wurde ich immer mal wieder verdächtigt, Kanadier, Holländer oder Ire zu sein.

Ein angeregtes Gespräch entspinnt sich, in das auch Tischnachbar Bryan einsteigt, der im gleichen Gebäude wie Derrick arbeitet und ihn dort auch schon mal gesehen hat. Und damit nicht genug, denn nach einer Weile meint Bryan zu Lori: “Sag mal, wir kennen uns aber auch, oder nicht? Aus einer Uni-Vorlesung?” Stellt sich heraus, dass das keine billige Anmache war: Bryan und Lori hatten tatsächlich eine Pflichtvorlesung an der UC Davis zusammen gehört.

Klar, dass wir nach dem Essen unsere Visitenkarten ausgetauscht haben, um demnächst wieder zusammen essen zu gehen – dann etwas koordinierter.

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