War diese Woche wieder auf Pressereise, zwei Spielefirmen im Großraum Los Angeles besuchen. Wir stiegen im Renaissance Hotel Ecke Hollywood und Highland ab, gar nicht so übel, bis auf die lausige Hotelbar mit dem Charme einer Bahnhofshalle. Den Transport zwischen dem Renaissance und den Spielefirmen übernahm ein “Executive Luxury Van” von Diva Limousines, quasi ein Nobel-VW-Bus mit übersteuerter Klimaanlage.

Am ersten Tag saß ein Herr mittleren Alters am Steuer, der uns fragte, ob “Samstag Nacht” noch im deutschen Fernsehen liefe und dass der Komponist der Comedy-Serie auch seinen Action-Abenteuer-Film vertont habe. Das kam uns seltsam vor, warum arbeitet der Knabe dann noch als Chauffeur? Weitere Rückfragen vermieden wir daher.

Am zweiten Tag begrüßte uns eine Dame mit strahlendem Lächeln in der Hotellobby, höchstens 30 Jahre alt. Dunkle, schulterlange Haare, Sommersprossen – es handelte sich tatsächlich um unsere Fahrerein, deren Augen ich wenig später ausgiebig im Rückspiegel begutachten durfte. Die Worte einer guten Freundin im Ohr (“You have to make your move!”) startete ich auf der Rückfahrt eine Unterhaltung. Aber ach, der Kollege neben mir, der den ganzen Tag eher schweigsam gewesen war, ließ mir keine Ruhe und versuchte bis zum letzten Meter, mich in eine Diskussion über Gewalt, Spiele und den ganzen Rest zu verwickeln. Selbst meine deutlich kurz angebundenen Antworten dämpften seinen Enthusiasmus nicht, keine Chance. Keine Chance dann auch, mehr über die sommerbesprosste Steuerfrau zu erfahren.

Comments

10 Responses to “Committed to Excellence”

  1. Sven on November 10th, 2007 18:54

    Kopf hoch! (Zum Glück war ich nicht der Rücksitzkollege)

  2. ro on November 10th, 2007 19:43

    I wo, alles halb so wild. Nur irgendwie schräg, wie viele ergebnislose “Beinahe-Zusammenstöße” es dieses Jahr schon gab.

  3. gonknoggin on November 11th, 2007 4:58

    Killerspiele killen nun sogar Flirts…das wird ja immer schlimmer mit diesem Teufelszeug ;-) Das nächste mal einfach einen nicht deutschen Kollegen neben dich setzen lassen…

  4. ro on November 11th, 2007 18:36

    Der Bus war voll mit deutschen Kollegen!

  5. Thomas W. on November 12th, 2007 1:17

    In solch einem Fall: Visitenkarte zücken und beim Aussteigen in die Hand drücken mit einem Kommentar: falls mal in San Francisco, dann…
    Das Ärgerliche ist nur, dass Spielepressekollegen oft auf dem Stand pubertierender Jungs stehen geblieben sind, egal wie alt sie mittlerweile sind.

    Ich erinnere mich noch an einen Flirtanlauf mit einer Flugbegleiterin beim Aussteigen. Als ich kurz stehen blieb und einen Satz begann, drehte sich ein lieber, uns beiden bekannter Kollege sich gleich um und meinte nur: “Was ist jetzt? Los weiter!”

    So etwas erzeugt ungemein große Aggressionen, ich stand kurz vor einem Amoklauf.

  6. ro on November 12th, 2007 4:38

    Thomas, lach nicht: Ich hatte die Visitenkarte schon in der Hand. Fand eine solche “Kaltaquise” dann letztendlich doch etwas zu kalt. Hast Du positive Erfahrungen damit gemacht?

    Hm, mir fallen zwei Kollegen ein. Einer, der Flugsimulationen, ein anderer, der Rennspiele getestet hat. Welcher war’s denn? Und konntest Du den Satz dennoch zu Ende bringen? Mit welchem Resultat?

  7. Thomas W. on November 13th, 2007 2:08

    Habe den Satz dann nicht zu Ende gebracht – war noch zu schüchtern damals.
    Man ärgert sich dann nur anschließend darüber, eine Chance verpasst zu haben.
    Schlimmstenfalls meldet sich die Dame nicht, das wird sie jetzt aber garantiert auch nicht tun. (War übrigens der Kollege, der wegen Flugangst stets am Rand sitzen muss.)
    Und ja, habe schon positive Erfahrungen gemacht mit solcher “Kaltaquise”, denn es gibt sie noch, die neugierigen Frauen ohne Beziehung, die so was sogar toll und mutig finden.
    Ist ähnlich wie mit Blaise Pascals (1623 bis 1662) “Wette auf Gott”, der sagt, er setzt auf die Existenz Gottes. Gibt es keinen, so hat er nichts verloren. Gibt es Gott aber, so gewinnt er das ewige Leben. Und so ist das bei mir mit den Frauen… :-)

  8. Thomas W. on November 14th, 2007 0:23

    Hallo Roland,

    ich habe gestern Deine Frage hier ausführlich beantwortet. Leider ist die Antwort nicht angekommen. Beim Versuch, den sicherheitshalber vor Abschicken kopierten Text erneut zu posten, teilte mir das System nur mit, dass ich den gleichen Text schon eigestellt hätte und wies ihn ab. Witzig.

  9. ro on November 15th, 2007 0:40

    Thomas, urigerweise ist der Kommentar als Spam eingestuft worden – eben erst wieder von einem Event zurück und das hinter den Kulissen heraus gefunden.

    Mich wundert ja, dass der Flugangst-Kollege gemerkt hat, dass Du stehen geblieben bist – er ging ja nicht hinter Dir her.

    Meister der Kaltaquise, werde mal ein paar Experimente machen. Haben Dich dann die so aquirierten Damen mal in New York oder München besucht? ;)

  10. Thomas W. on November 15th, 2007 1:37

    In einem Fall (Begegnung in einem Aufzug in Los Angeles) ist sogar eine langjährige Freundschaft draus geworden. In diesem Fall hat mich die Dame allerdings während der Fahrt regelrecht angelacht und sich nach dem Aussteigen noch zweimal umgedreht, lächelnd. Ich habe mir dann ein Herz gefasst und gehofft, dass ich nix im Gesicht hatte, das die Dame zum lachen brachte. Dem war nicht so und wir haben dann gleich am Abend zusammen gegessen. Ihr Kommentar im Rückblick, da ich im Aufzug zunächst in Schockstarre war und nix gesagt hatte: “Ich dachte schon Du reagierst gar nicht mehr… und war dann erfreut, dass Du mir dann doch noch Deine Karte gegeben hast.”

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