Die Leute schimpfen ja immer gerne auf den vermeintlich schlechten Service der hiesigen Post. Aber vielleicht wäre es angebracht, erst mal den eigenen Beitrag dazu zu überprüfen?

Eben bei meiner Hauspost ein Päckchen abgegeben. Vor mir am Schalter: ein Herr, der sein Postgut online bezahlt und frankiert hatte. Mit Porto-Rabatt. Jetzt will er aber eine Art Versandquittung bekommen. Postmitarbeiter Anthony ist verwirrt: “Die gab es doch schon, nachdem Sie das Porto online gezahlt hatten?” Der Kunde mosert rum, doch das bringt nichts. “Sie können hier höchstens die Differenz zwischen den Portogebühren bezahlen, dann kriegen Sie eine neue Nummer, obwohl Sie doch schon eine bekommen haben.” Unwillig zückt der Herr die Kreditkarte und gibt sie meckernd über den Schaltertresen. “Mal ehrlich: Wenn Sie der Post nicht trauen, warum verschicken Sie dann überhaupt etwas mit uns?” Gute Frage.

Dagegen ist das japanische Pärchen nebenan am Schalter richtig harmlos. Postmitarbeiter James verschwindet hinter einem hinkelsteingroßen Paket, das die beiden auf den Schaltertresen wuchten. “Das soll nach Japan”, radebricht die junge Frau, worauf James antwortet: “Und wo ist die Anschrift?” Das Paket wird von allen Seiten begutachtet, allein: Die Anschrift findet sich nur auf einem Einlieferungsformular, das die beiden zuvor ausgefüllt haben. Immerhin, viele Kunden machen auch das erst, wenn sie am Schalter stehen. Mit der Aufgabe, die Anschrift nun auch auf das Paket zu bannen, ist die Dame milde überfordert. Zuerst fehlt ein Stift (James: “Den hätte ich gerne wieder bekommen.”), dann ist unklar, wo die Adresse landen soll. Ihr Freund fragt sicherheitshalber noch einmal, um die ewige Weisheit “Absender oben links, Empfänger mittig!” zu empfangen. Keine Sekunde zu spät, denn die Japanerin ist schon dabei, ihre Adresse in die Mitte des Paketes zu notieren.

Schließlich bin ich an der Reihe und gebe mein daheim gepacktes, beschriftetes und damit reisefertiges Päckchen ab. Kreditkarte raus, mit Anthony und seiner Kollegin Linda über das Abenteuer Post gescherzt und dann wieder raus in San Franciscos Abendsonne.

Comments

3 Responses to “We deliver”

  1. Sascha on October 3rd, 2009 5:25

    So sind wir Deutschen halt – noch richtig erzogen in Sachen Post. ;)

  2. Daniel on October 3rd, 2009 23:53

    Sehr schöne Anekdote

  3. Claus on October 4th, 2009 15:53

    Das mit der Abendsonne weckt ja echt fies Fernweh, gute Güte, gradezu unverantwortlich, sowas. ;)

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