Gut ein Dutzend Schüsse hörten heute nach gegen vier Uhr natürlich nur meine inzwischen weiter gereisten Besucher aus Deutschland – ich habe entspannt weiter geschlafen.

Nach Augenzeugenberichten haben sich scheinbar ein paar Zuhälter aus Oakland, die sich mit ihren teilweise minderjährigen Prostituierten immer mutiger in ehrbare Wohngebiete vorwagen, in die Haare bekommen. Ganz großartig. Das kann die Wohnqualität und den Wohnwert meiner Nachbarschaft nur steigern.

Zwischen Samstag und Montag abend fiel bei uns im Häuserblock fünf Mal der Strom aus – gegenüber leuchteten die Lichter unbeeindruckt. Samstag abend war entspannt, da war es noch halbwegs hell, ich habe meine “to do”-Liste “to do”-Liste sein lassen und mich in ein paar Zeitungen vertieft. Sonntag früh dann im Kerzenschein rasiert, beim Verlassen des Hauses war der Strom wieder da. Montag abend ein paar Freunde zu Besuch gehabt, gegen halb elf dann wieder Licht aus und die Kerzen angezündet. In der Lobby Monty und Yoko besucht, die besten Apartment Manger von allen, die ihrerseits Kerzen austeilten und beim Stromversorger anriefen. Hörte, dass sowohl Sonntag Nacht als auch am späten Vormittag zwei weitere Blackouts stattgefunden hatten. Und holte ein paar Gläser, mit White Zinfandel gefüllt, um die Campingatmosphäre perfekt zu machen. Kurz vor Mitternacht war der Strom dann wieder da. Wir spekulieren, dass die Reperaturcrew das Problem immer nur mit Spucke und Isolierband zu lösen versucht, nicht aber die Ursache angeht. Immerhin: Gestern gab es 24 Stunden lang 110 Volt.

Frohe Ostern!
Valerie und Rafick, letzerer gebürtiger Brasilianer und rechts neben mir sitzend, veranstalteten vor zwei Wochen ein zünftiges Ostermittagessen für alle, deren Angehörige ein paar Staaten oder gar Zeitzonen weit weg wohnen. Ebenfalls im Bild: Freunde aus Russland und Südafrika. Sicher, Ostern ist schon ein paar Tage her, doch ich bekam das Foto gerade erst vom singapurischen Fotografen.

The Mantel Difference.
Fast hätte ich dabei an Lost gedacht.

Ich sollte mir öfters ein blaues Auge verpassen lassen, einen idealeren Gesprächseinstieg habe ich selten erlebt. Wildfremde Menschen berichten mir, wie sie unlängst in der Dusche ausrutschten und mit aufgeschlagenem Gesicht blutüberströmt aus der Kabine stiegen und zeigen mir ihre Führerscheine, auf denen sie mit blauem Auge abgebildet sind. So geschehen bei meinem PC-Stammladen Central Computers, wo ich eben ein paar Kabel kaufte.

Die Mitarbeiter dort sprechen jetzt auch fließendes Englisch und sind nicht mehr zu hundert Prozent chinesischer Abstammung – der kaukasische Kassierer wusste schon, worauf ich hinauswollte, als ich von jenem schicksalshaften Abendessen in Montreal berichtete. “The women, man, the most beautiful in the whole world – I’ve never been there but worked in a hostel and heard that over and over.” Seine hübschesten Frauen hatte der Kollege übrigens bei einer Reise in den Senegal gesehen. Da fehlt mir allerdings eine Vergleichsmöglichkeit.

Reden wir mal nicht über eine Pressereise nach Montreal, der Stadt mit den schönsten Frauen Nordamerikas.

Reden wir nicht darüber, dass es in den 48 Stunden bis zum Start des Presseevents ununterbrochen regnete, schneite und wehte – und wir dem Lagerkoller im Hotel, dessen Bar wegen eines mangelnden Betreibers geschlossen war, nur mit Schirmen und festem Schuhwerk zu entkommen versuchten.

Reden wir nicht darüber, dass mir ein Kellner den Rand meines mit dem Abendessen gefüllten Teller mit Schwung vor den Schädelknochen knapp unterhalb der rechten Augenhöhle donnerte – und es nicht für nötig hielt, deswegen irgendwelche Entschuldigungen oder Maßnahmen (etwa eine Flasche Wein etc.) einzuleiten. Schönes blaues Auge, übrigens.

Reden wir auch nicht über den Flughafen von Detroit, in dem alle Ansagen zweisprachig in Englisch und Japanisch zu hören sind, was eine Gruppe japanischer Schulmädchen in voller Uniform vermutlich sehr freute. Und in dem der Reverend Jesse Jackson freundlich mit Angestellten für deren Handy-Kamera posierte.

Freuen wir uns lieber darüber, nach einem turbulent-verspäteten Flug wieder heil im trockenen, schneefreien San Francisco angekommen zu sein.

Heute ein kleines Ratespiel: Wer erkennt auf den ersten Blick das Geschlecht dieser Amerikaner, die allesamt in meiner Bankfiliale um die Ecke arbeiten? Wohlan: Candy, Everett, Waka. Viel Erfolg!