Vor wenigen Wochen machte Ex-Kollege Udo Hoffmann mit seinem Bruder Bernd Station in der Casa Austinat – die zwei hatten eine wilde Odyssee von Toronto bis San Francisco hinter sich. Bei einem abendlichen Einkaufsbummel sprang Udo der Name Full Throttle ins Auge – wurde er doch an ein 13 Jahre altes Biker-Grafik-Adventure aus dem Hause LucasArts erinnert, in Deutschland auch als Vollgas bekannt.

Wie Ex-Kollege Thomas Werner, der immer wieder die neuesten Lebensmittel erwarb und leider immer wieder geschmacklich enttäuscht wurde, kaufte Udo zwei Varianten des Getränks. Die erste namens Fury schmeckte ihm abscheulich – so abscheulich, dass weder Bernd noch ich einen Probeschluck angeboten bekamen. Die zweite Dose blieb dann in meinem Besitz, weil Getränke bekanntlich die Flughafenkontrollen nicht mehr passieren können.
I prefer Full Stangl.Letzte Woche war es dann so weit: Ich öffnete die Dose mit der Aufschrift Full Throttle Blue Demon, namentlich angeblich inspiert vom mexikanischen Wrestler Alexander Munoz Moreno. Das half dem Gesöff leider nichts: Weder die radioaktiv-blaue Färbung noch der seifig-faulige Geschmack, vermutlich hervorgerufen durch den beworbenen Agave-Zusatz, werden mich je dazu bringen, auch nur einen müden Cent für eine weitere Büchse auszugeben. Schleierhaft, wie Coca Cola mit dem Zeug fast zehn Prozent Marktanteil erreichen konnte.

Nach zwei live angeschauten Debatten im Rahmen des derzeitigen Präsidentenwahlkampfes bin ich versucht zu sagen: Die Entscheidung darüber, wer im November das Rennen macht, wird stark vom Vizepräsidentschaftskandidaten abhängen.

Beim ersten Fernsehduell schlugen sich meiner Meinung nach sowohl Obama als auch McCain wacker, einen glasklaren Gewinner oder Verlierer kann ich nicht ausmachen. Obama wurde meiner Meinung sogar öfter, als ihm lieb war, in die Defensive gedrängt. Auch sah er nicht so souverän und entspannt wie McCain aus, dem das Format der Fragerunden einfach besser liegt. Hätte er stattdessen eine Rede halten müssen, wäre Obama mit mehr Verve aufgetreten. Egal, wer die Rede letztendlich geschrieben hätte.

Die Debatte zwischen Biden und Palin war eine andere Geschichte. Sarah Palin nervte nicht nur mit Dauergrinsen, selbst zu ernsten Themen, sondern damit, dass sie mehrfach in die Kamera zwinkerte. Das kann man im Familien- und Freundeskreis machen, doch bei einem Fernsehduell? Biden tat gut, über seine Vergangenheit als alleinerziehender Vater zu reminiszieren. Denn, sind wir mal ehrlich: Dem überwiegenden Teil der US-Wählerschaft sind Parteiprogramme herzlich egal. Die wählen nur, wer ihnen am besten gefällt. Dass der Präsident dabei nur eine Galionsfigur ist und ihm seine Berater eifrig zutragen, spielt dabei selbst im 21. Jahrhundert noch keine große Rolle. Es bleibt spannend.

Ah, und Ironie der Geschichte: Die Republikaner, die stets gegen Obama wettern, weil sie seine Gesundheitsversicherungspläne für praktizierten Sozialismus halten, dürfen dieses Argument im Wahlkampf eigentlich nicht mehr bringen. Denn warum soll der Staat 700 Milliarden Dollar an Privatunternehmen zahlen? Widerspricht das nicht auch eklatant den Gesetzen des freien Marktes? Wer jetzt sagt, dass die Banken nun mal so groß waren beziehungsweise sind, dass deren Pleite zu noch viel größeren Unruhen auf den Märkten geführt hätte, dem antworte ich: Dann frage ich mich, warum so große Unternehmen nicht schon längst vom Kartellamt in kleinere Teile zerlegt worden sind.

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