Wann immer mein vietnamesisch-amerikanischer Freund Trong Nguyen aus Seattle in der Stadt ist, versuchen wir, ein Abendessen bei Tu Lan zu arrangieren, einem passenderweise vietnamesischen Restaurant. Der Laden ist in einer eher dubiosen Ecke der Stadt, städteplanerisch-beschönigend “Mid-Market” genannt. Soll heißen: Wer einen Sack Münzen dabei hat, hat diese schneller als der Schall an um Kleingeld bittendes Straßenvolk verteilt.

Hinter dem Tresen des Restaurants tummeln sich bis zu zehn Personen, allesamt vietnamesischer Abstammung, wenn nicht sogar alle aus einer einzigen Familie. Die Portionen sind groß und lecker, Bún Cha Gió Thit Nuóng mein ewiger Favorit: Pork Kebab, Imperial Roll und Reisnudeln mit Fischsauce und Salat. Alles in einer riesigen Schale serviert, für gerade mal 6,25 Dollar.

Richtig lustig wird es – böse Zungen würden es im schönsten Neu-Englisch “ghetto” nennen – wenn diverse Überlebenskünstler das winzige Restaurant betreten, um ihre Waren feil zu bieten. Gestern im Programm: ein schwarzer, durchaus gut gekleideter Herr mit Hut, der “girl’s jeans” und “Tuxedo shirts” anpries, alles neu, alles aus vermutlich nicht ganz koscheren Quellen. Ihm wurde rasch der Weg zur Tür gezeigt. Ein zweiter, rastagelockter und ebenfalls schwarzer Fahrensmann war schlauer: Er versteckte sich hinter zwei Blumentöpfen, für je fünf Dollar zu haben. Ob die Tu-Lan-Crew hier zugeschlagen hat, bleibt unklar – wir hatten unser Abendessen beendet und begannen den stürmischen Rückweg auf den Nob Hill.