Du weißt einerseits, dass du schon ein paar Jahre auf dem Buckel hast, wenn du dich noch genau an die meisten der 50 besten Spiele der 80er Jahre erinnern kannst.

Du weißt andererseits, dass du dich noch ganz gut gehalten hast, wenn man dich immer noch für zehn Jahre jünger hält, als du in Wahrheit bist.

Die Game Developers Conference wirft ihre Schatten voraus: Am Freitag traf ich mich zum Lunch und anschließenden San-Francisco-Streifzug mit consol.at-Mastermind Michael Furtenbach. Möglich, weil sich die Stadt nach dem total verregneten Januar derzeit von ihrer sonnigen, wenngleich kühlen Seite zeigt. Winterwetter halt.

Zwischendrin gab’s sogar noch einen Cameo-Auftritt im aktuellen consol.at-Podcast, aufgenommen in meinem Wohn-/Arbeitszimmer – soviel Zeit muss sein.

Im letzten Monat analysierte ich an dieser Stelle die aktuelle Lage der Medien- und Printbranche. Viele Leser fühlten sich angesprochen, das Geschriebene gut und teilweise erstaunlich lang zu kommentieren.

Im San Francisco Chronicle Magazine fand ich unlängst ein thematisch passendes Feature über William Langewiesche. Langewiesche ist internationaler Korrespondent der Vanity Fair und war davor lange Zeit Autor für die Atlantic Monthly. Ein kleiner Auszug aus dem lesenswerten Artikel:

Magazines, in Langewiesche’s opinion, are great beasts that have to be fed, constantly. If they’re not fed they die, and so they’re desperate for material. But they’re usually fed poorly. And people who say that the golden age is in the past are simply making excuses for their inability to write or publish high-quality journalism.

“You have this precious, incredibly privileged thing,” he said, “which is the reader’s attention for a little while. And you can make the slightest misstep and the reader will put you down. People will say that the reader lives in a busy world. But that’s not the reason why. The reason is that the writer blows it, and loses the reader’s trust.”

Bevor sich jemand angegriffen fühlt: Langewiesches Aussagen beziehen sich auf die komplette Magazinlandschaft und nicht auf nur einen Teil. Und sicher verfügen nicht alle Autoren über den Luxus, für eine Geschichte mehrere Wochen am Stück an entlegenen Stellen der Erde zu recherchieren.

Small stuff.

Der Cartoon passt zum guten, alten Plan, pro Tag einen Gegenstand loszuwerden. Bislang bin ich nur minimal im Soll, schreibe dafür alles in eine Liste, damit ich am Ende des Jahres sehe, was ich für 366 unnütze Dinge daheim hatte.

In Aufsehen erregenden, zähen Verhandlungen konnten Produzenten und Autoren dieser Webseite anlässlich des andauernden Autorenstreiks eine Sondervereinbarung treffen, die zur Ziehung des Kalendergewinners führte.

Für Interessierte: Aus 23 Teilnehmern wurden per Zufallsgenerator zehn vorläufige Gewinner bestimmt, unter denen dann per Zufallsgenerator ein endgültiger Sieger ausgelost wurde.

Über einen San-Francisco-Kalender darf sich Sven Stillich freuen, der gebeten wird, mir per E-Mail seine Postanschrift zukommen zu lassen. Allen anderen sei gesagt: Das war nicht das letzte Preisausschreiben.

Die Medienbranche klagt schon lange über sinkenden Verkaufs- und Zuschauerzahlen. Schuld sind das Internet, Videospiele und natürlich auch gesteigerter Handykonsum. Die Print- beziehungsweise Zeitschriftenbranche, in der ich seit 1993 unterwegs bin, klagt besonders stark. Kein Wunder, denn wenn man sich die Auflagenzahlen ansieht, etwa bei PZ Online, gibt es dramatische Einbrüche, die auch im letzten Jahr dafür gesorgt haben, dass zahlreichen Magazinen die letzte Ölung verpasst wurde.

Solche Tendenzen bekomme ich hier im Außenposten San Francisco hautnah mit: Erst wurde ich einen Verlag zu teuer, dann einem weiteren. Nun lebe ich hier bei weitem nicht in Saus und Braus, auf eine schwarze Null zu kommen ist seit Mitte 2004 mein monatliches Bestreben – die fragwürdige Langzeitperspektive dieses Unterfangens lassen wir mal außen vor. Bizarr ist jedoch: Wundere ich mich vorsichtig darüber, dass ich 1993 ein höheres Seitenhonorar als heute bekommen habe, die Inflation in den letzten 15 Jahren leider keine Pause gemacht hat und meine Branchenerfahrung und -kontakte tendenziell gestiegen sind, gibt’s als recht nonchalante Antwort, dass es heute nun mal weniger Budget und mehr als genug freie Mitarbeiter gebe, die ihre Seiten günstiger produzieren können.

Dieses Vorgehen erinnert mich fatal an die Verhältnisse in manchen Spielefirmen, die ihren Mitarbeitern sagen: Ihr wollt mehr Geld? Bezahlte Überstunden? Mehr Freizeit? Tja, schade, gibt’s alles nicht – und wenn ihr kündigen wollt, nur zu. Es stehen ja genug Uni-Absolventen Schlange, die sich die Finger nach euren Jobs lecken. Hier vergessen die Arbeitgeber allerdings eines: Mitarbeiter, die schon lange Jahre im Geschäft sind, haben Erfahrung. Und Kontakte. Und sind nicht so schnell aus der Fassung zu bringen wie ein Neueinsteiger.

Um auf die Medienbranche zurückzukommen: Wundert es jemanden, dass – abgesehen von wenigen Ausnahmen – Artikel und Berichte immer flacher, floskelbeladener und austauschbarer werden? Und dass es womöglich sogar einen Zusammenhang zwischen sinkenden Auflagenzahlen und der Tatsache gibt, dass manche Seiten gegen lachhafte Entlohnung von Studenten zusammengeschustert werden, die noch daheim bei Muttern wohnen und sich über eine Handvoll Euro für ein paar Biere und ein kostenloses Spiel freuen?

Ich bin verwundert, dass solche Themen auf Strategiemeetings der Heeresleitungen nie angesprochen werden. Denn was den Inhalt angeht, so ist das Internet in der Tat oft mit deutlich besserer Qualität zur Stelle – und das kostenlos. Da sollte man mindestens mithalten wollen, geschweige denn etwas besseres abliefern.

Vielleicht sehe ich das alles auch nur zu idealistisch und die aktuellen Entwicklungen sind schon die letzten Zuckungen der Printbranche. Schade wäre das.

Unglaublich, aber wahr: Diese kleine Familienwebseite startet zum ersten Preisausschreiben ihres über fünfjährigen Bestehens. Zu gewinnen gibt es einen feschen San-Francisco-Kalender, den es so vermutlich nur in San Francisco gibt – auf Wunsch sogar mit Autogramm.

Die Teilnahmebedingungen? Einfach bis Sonntag abend einen Kommentar unter diesem Beitrag hinterlassen, ich ziehe dann daraus den glücklichen Gewinner beziehungsweise die glückliche Gewinnerin. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, ebenso wie alle, denen ich schon einen solchen Kalender geschenkt habe – auf welchem Kontinent sie auch wohnen mögen.

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