Boston kommt nicht zur Ruhe: Erst halten Anwohner die beweglichen, blinkenden Werbefiguren für die TV-Serie “Aqua Teen Hunger Force” für Bomben aus der Bin-Laden-Ecke und klagen bei den Turner Networks zwei Millionen Dollar ein, um Bombenräumdienst und Co. zu bezahlen.
Dr. Pepper: der Schatz auf dem Friedhof.
Jetzt macht Dr. Pepper Ärger: Für eine US-weite Schatzsuche versteckte ein Privatdetektiv eine Münze auf dem rund 350 Jahre alten Granary-Friedhof (Bild oben im Januar aus meinem Hotelzimmer aufgenommen). Dort liegen Volkshelden wie Paul Revere, John Hancock und Samuel Adams begraben. Bevor es zu einer Verwüstung der historischen Stätte kommen konnte, sperrten die Behörden jedoch wie zufällig den Friedhof, der durch Schnee und Eismassen zu einer rutschigen Angelegenheit wurde. Das führte wiederum zu vielen erbosten Anrufen bei der Parkverwaltung, die erst dadurch von der geplanten Aktion erfuhr und selbst entsprechend ungehalten reagierte. Die Schatzsuche wurde abgeblasen, die Münze wieder entfernt und die Stadt denkt darüber nach, dem Dr.-Pepper-Hersteller Cadbury Schweppes die Kosten für ein Rudel Polizisten, die den Friedhof vor der Meute beschützt hatten, in Rechnung zu stellen. Der Hauptgewinn von einer Million Dollar wurde inzwischen von einer Frau in Texas entdeckt.

Cowgirls Espresso.

Amerikaner schimpfen ja gerne über Europäer und insbesondere Deutsche, was die Indizierung von Computer- und Videospielen angeht. Von Zensur ist da schnell die Rede und manchmal auch von Bücherverbrennung.

Ah, Bücher. Gutes Stichwort. Da gab es doch vom 23. bis 30. September 2006 die Woche des verbotenen Buches. Der Verband der amerikanischen Büchereien gab zu diesem Anlass eine Liste von Titeln heraus, die auf Antrag einzelner Personen aus öffentlichen oder Schulbüchereien entfernt wurden. Kostprobe gefällig?

– The Adventures of Huckleberry Finn
– Anne Frank: The Diary of a Young Girl
– The Catcher in the Rye
– Garfield: His Nine Lives
– Harry Potter (alle Teile)
– Little Red Riding Hood
– Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary
– To Kill a Mockingbird

Nun mag sich der geneigte Leser über den Geisteszustand der Antragsteller wundern. Garfield? Das Tagebuch der Anne Frank? Rotkäppchen? Wie so oft hilft die noch immer kostenlose Zeitungswochenendbeilage Parade weiter. The Adventures of Huckleberry Finn verwende wie To Kill a Mockingbird rassistische Begriffe – tja, liebe Amerikaner, so waren eure Landsleute möglicherweise vor ein paar Jahrzehnten drauf. Harry Potter sei okkult belastet, The Catcher in the Rye, Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary und Garfield: His Nine Lives enthielten angeblich anstößige Formulierungen – immerhin wurde Garfield nur aus den Kinderabteilungen der Büchereien entfernt. Anne Frank: The Diary of a Young Girl sei “sexually explicit”, da fällt mir kein Kommentar ein.

Mein persönlicher Favorit: Little Red Riding Hood, weil in Rotkäppchens Korb eine Flasche Wein für die Großmutter liege. Ein schwacher Lichtstreif am Horizont: Seit 1990 wurden solche Entscheidungen über 8.7000 Mal angefochten, darunter Bücher wie Freakonomics, Fahrenheit 451 und die Bibel. Allerdings nicht immer erfolgreich.

Hier lief die Merchandising-Abteilung Amok:

What’s this?


Mein Blog-Fu ist derzeit nicht das Beste. Dafür ist mein Yelp-Fu umso größer. Wer wissen will, wo sich ein US-Korrespondent in der Bay Area so rumtreibt und wohin er seine etwaigen Besucher bevorzugt führt, ist hier genau richtig.

Heute vor 103 Jahren begann Automobilmagnat Henry Ford, seinen Arbeitern einen Mindestlohn von fünf Dollar pro Tag zu zahlen. Derzeit per Bundesgesetz festgeschriebener Mindeststundenlohn: 5,15 Dollar. Unverändert seit 1997 – allerdings sind die Lebenshaltungskosten in den USA seitdem um rund 30 Prozent gestiegen. Freunde der Kaufkraft, hier lernt ihr noch mehr.

Dass die Macht der Political Correctness hier in den USA ungebrochen ist, sollte niemanden wirklich wundern. Erneut wünscht man sich derzeit lieber “Happy Holidays” statt “Merry Christmas”, obwohl letzterer Gruß schon seit Ende November in so mancher musikalischen Form aus den Lautsprechern der Kaufhäuser hallt. Selbst ein amerikanischer Freund meinte vergangene Woche: “Ich bin zwar kein Christ, aber der Grund dafür, dass hier am 25. Dezember das öffentliche Leben ruht und wir ein paar Tage frei haben, heißt nun mal Weinachten. Ein Fest wie Kwanzaa wurde in den 60er Jahren von einem Uni-Professor erfunden, hat sich was mit Tradition.” Ich kenne in der Tat selbst weder Kwanzaa- noch Hanukkah-Lieder.

Meine Schwester schickte mir jetzt einen SWR-Beitrag, der mich am Verstand einiger deutscher Kindergärtner zweifeln lässt. Es geht darum, dass christliche (!) Kindergärten keine Weihnachtsfeier für ihre Kinder mehr anbieten, weil das “schwer zu vermitteln” sei. Wohl Fieber, kann ich da nur sagen – wenn muslimische und andersgläubige Eltern ihre Kinder in einen christlichen Kindergarten schicken, sollten sie eigentlich mit Weihnachtsfeiern und Co. rechnen. Wie war das obendrein in der Türkei? Da dürfen sich doch alle Christen frei versammeln und Gottesdienst feiern, oder etwa nicht?

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